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Alle Jahre wieder... die Großlellenfelder Weihnachtskrippe

Adventskranz binden, Plätzchen backen, Geschenkeliste schreiben, Weihnachtsmarkt besuchen... Weihnachtliche Rituale gibt es viele. Zu einem schönen Ritual der Vorweihnachtszeit gehört der jährliche Aufbau der Weihnachtskrippe.

 

Ein besonders schönes Exemplar ist jedes Jahr in der Kirche Beatae Mariae Virginis in Großlellenfeld im mittelfränkischen Landkreis Ansbach zu bewundern. 10 fleißige Helfer bauen 3 Stunden daran, bis die Krippe in ihrer ganzen Größe und Pracht erstrahlt. Seit dem ersten Adventswochenende steht sie nun wieder und kann ausgiebig bestaunt und bewundert werden. 

Es sind aber nicht nur diese 30 Stunden Arbeit, die hier lobend und dankend erwähnt werden sollen. Dahinter steckt noch eine viel längere Geschichte, die bis in die Mitte der 1990er Jahre zurückreicht. Damals war man beim Blick auf die bisherige Weihnachtskrippe ziemlich ernüchtert und jegliches weihnachtliches Frohlocken war dahin. Nach der jahrzehntelangen Nutzung war sie einfach irreparabel kaputt. Eine neue Weihnachtskrippe sollte beschafft werden, doch der Blick auf die Preise von neuen Krippen rief die gleiche Ernüchterung herbei. Die Jugendgruppe und der Pfarrgemeinderat mussten sich etwas einfallen lassen und heraus kam: ein Weihnachtsbasar! Es wurde gebastelt, was das vorweihnachtliche Herz begehrt, und zusammen mit kulinarischem Angebot verkauft. Dem ersten Basar 1996 folgten zwei weitere. Die gesammelten Einnahmen sowie individuelle Spenden wurden in den Kauf der neuen Weihnachtskrippe investiert.

1998 war es endlich so weit. Mit den ersten Geldern fuhr man nach Südtirol, um dort die ersten Stücke einzukaufen. Südtirol? Ja, dort blickt man auf eine lange Geschichte der Handwerkskunst und insbesondere der Holzschnitzerei zurück. Jahrhundertelang war man darauf angewiesen, möglichst vieles selbst herzustellen. Spinnen, weben, nähen, flechten, stricken und eben auch schnitzen. Holz gab und gibt es ja auch reichlich.

Der erste Einkaufszettel listete auf:

  • 1 Mutter Maria
  • 1 Vater Josef
  • 1 Jesuskind in der Futterkrippe
  • 1 Ochs
  • 1 Esel
Lellenfelder Krippe
Lellenfelder Krippe

Mit der Heiligen Familie und den beiden Tieren hatte man dann schon mal die Grundlage. In den drei Folgejahren wurde nach und nach erweitert. 1999 zogen zwei Hirten und zwei Schafe sowie die Heiligen Drei Könige ein, wovon zwei durch den Weihnachtsbasar und einer durch eine Spende (vielen Dank!) finanziert wurden. 2000 wurde die Schafherde erweitert. Für mehr Schafe braucht man natürlich auch mehr Aufpasser: ein kleiner Hirtenjunge ergänzt das Hirtenteam. Ein Schaf kam leider abhanden, was aber nicht dem Hirtentrio anzulasten ist, sondern einem Langfinger, der sich tatsächlich erdreistet hat, in einer Kirche zu klauen (Hoffentlich bereitet es dem- oder derjenigen KEINE Freude, das arme Schaf anzuschauen!). 

2001 wurde dann in Österreich noch ein neuer Stall erworben. Zuvor hatte man sich beholfen mit einem selbstgemachten Stall, übrigens gebaut von Josef Scheurer, dem Gründer der Brennerei Scheurer und Vater von Beate und Katharina Scheurer, die seine Brennerei fortführen. Von Josef Scheurer stammen auch der Zaun rund um die Krippenanlage sowie das Gestell unter der Krippenanlage und die erste Elektrik, die die Lämpchen und Lagerfeuer erleuchten ließ. Seine Freude und Geschick im Eisenbahnmodellbau kamen ihm da zugute.

Erwähnt werden sollte da auch noch das kleine Kirchlein am rechten Ende der Krippenanlage. Falls ein Leser diesen nostalgischen Segensgruß noch nie gesehen hat, sei er hier kurz beschrieben: Wenn man eine Münze einwirft, öffnet sich das Kirchenportal und eine Jesuskindfigur kommt aus der Kirche heraus und macht eine Segensbewegung, während im Türmchen links unten ein Engelchen an der Turmglocke zieht, die im Türmchen oben "läutet". Zu hören ist ein Glockenspiel von "Stille Nacht, heilige Nacht". Diese Kirchenmodelle stammen aus der Firma Josef Saum und sind in wenigen Exemplaren noch erhalten und in Kirchen, kirchlichen Einrichtungen und Heimatmuseen zu sehen. Angekauft wurde das Exemplar 1959. Ein Ministrant, der damals im Dienst stand, erinnert sich noch lebhaft an die Tricks und Tipps, um das Glockenspiel unentgeltlich in Betrieb zu setzen (Heiligenbildchen falten und statt Münze verwenden oder in den Geldschlitz pusten - von derlei kriminellen Maßnahmen bitten wir dringlich abzusehen, sie schaden der Mechanik!). So tat das Glockenspiel jahrzehntelang treulich seinen weihnachtlichen Dienst. Die jahrelange Lagerung auf dem feuchtem Dachboden setzte dem empfindlichen Material jedoch sehr zu und das Glockenspiel wurde unzuverlässig. Josef Scheurer hat es daher behutsam gereinigt, neu lackiert und repariert, so dass es wieder zuverlässig ging und in Betrieb genommen werden konnte. Und nun alle Jahre wieder die Lellenfelder Krippe mit Musik und Segen ergänzt.

Glockenspiel Kirche von Josef Saum
Glockenspiel Kirche von Josef Saum

Nicht fehlen darf in der Krippenanlage das Grün. Die Pflanzen, die die Krippenwege säumen und den Stall flankieren, stammen von der Firma Floristik Merk aus Großlellenfeld. 

 

Der Aufbau der Weihnachtskrippe in Großlellenfeld erfolgt immer zum ersten Adventswochenende und sie bleibt bis Maria Lichtmess am 2. Februar. 

 

Vorweihnachtliche Grüße zwitschert

Eure Schnapsdrossel

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