Lässt man beim zweiten Betrachten der Großlellenfelder Kirche Mariä Heimsuchung den Blick abseits der bekannten Figuren (Maria, Jesus, Heilige, Engel...) schweifen, so fallen einem irgendwann ein paar Figuren auf, die nach unserem Verständnis so gar nicht kirchlich daherkommen.
Unter den Gewölbekonsolen zum Beispiel findet sich manch Getier, noch dazu in eher unvorteilhafter Abbildung. Die beiden Hündchen im Bild haben so gar keine Ähnlichkeit mit unseren Schoßhündchen oder stattlichen Jagdhunden. Und was haben sie überhaupt in einer Kirche zu suchen?
Im Mittelalter wurden Hunde aus den gleichen Gründen geschätzt wie heute: Sie führen und begleiten und sie sind treu. So wie der Glaube. Und so stützen die beiden Hündchen das Gewölbe der Großlellenfelder Kirche, der eine mit seinen Füßen und der mit seinem Rücken.
Wo, wenn nicht am Fuße der Gewölbekonsole in dieser Kirche, trifft man sonst Eidechsen an? Auf Steinen und Mauern, die von der Sonne beschienen werden. Dies gibt bereits den nächsten Hinweis: Eidechsen wenden sich der Sonne, dem Licht und der Wärme zu. In der christlichen Symbolik ist Jesus Christus das Licht. Die Eidechse steht somit für die Suche nach der Sonne und dem Licht, für die Suche nach Jesus.
Und da haben wir auch schon eine schöne Überleitung zum Weihnachtsfest. Natürlich weiß man nicht, an welchem Tag Jesus geboren wurde - man weiß nicht mal gesichert das Jahr. Aber dieses Ereignis auf den 25. Dezember zu datieren, liegt nahe, nämlich nahe am Tag der Wintersonnenwende. Am 21. oder 22. Dezember (2023 am 22.12.) ist Wintersonnenwende, also der kürzeste Tag des Jahres mit gerade einmal acht Stunden Helligkeit. Danach werden die Tage wieder länger und somit heller, der dunkle Teil des Jahres ist überwunden. Mit der Geburt Jesu Christi kommt das "Licht der Welt". Das Licht als Symbol für Hoffnung in dunklen Zeiten zeigt sich auch in vielen Bräuchen der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit: mit jeder Kerze des Adventskranzes wird es ein bisschen heller und am Christbaum leuchten dann ganz viele Kerzen.
Lichte Grüße zwitschert
Eure Schnapsdrossel
PS: Mehr interessante Fakten rund um die Kirche finden sich in dem Buch "Marienkirche Großlellenfeld - mächtige gotische Gottesburg", 2005 vom Pfarrer der Kirchengemeinde, Reinhard Pasel, veröffentlicht.
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