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Die Schnapsdrossel fliegt aus: Großlellenfeld

Zugegeben, weit fliege ich heute nicht. Ich wollte euch das Nest vorstellen, in dem ich wohne: Großlellenfeld. Und das meine ich ganz gewiss nicht despektierlich wie manche, die Großlellenfeld als Nest bezeichnen. Als Nest-Ureinwohner verstehe ich sowieso nicht, wie man die Bezeichnung Nest in jedwedem Sinne despektierlich meinen könnte. Meinem gemütlichen Nest Großlellenfeld wurden auf jeden Fall ein paar besondere goldene Zweiglein eingeflochten.

Dennenloher See nähe Großlellenfeld
Dennenloher See bei Großlellenfeld

Beginnen wir unsere Tour am schönen Dennenloher See, idyllisch am Waldrand gelegen. Mit einer Länge von gut einem Kilometer und einer Breite von knapp 300m ist er der kleinste im Fränkischen Seenland und beliebt bei Anglern und Wanderern und Heimat für Fische, Biber, Wildgänse und Schwäne und Freunde des Campings.

 

Hier führt auch der Deutsche Limes-Radweg vorbei, eine 800 km lange Tour durch Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Schon die Römer fanden es hier so schön, dass sie hier gesiedelt und 213 n. Chr. ihr Bollwerk gegen die Barbaren gebaut haben. Der Abschnitt, den man hier in einer kleinen Rekonstruktion bewundern kann, ist Teil der so genannten Teufelsmauer, welche sich ursprünglich 34 km bis Mönchsroth hinzog.

Danach fliegen wir mal in die Höhe, zum weithin sichtbaren Kirchturm der auf dem Berg gebauten katholischen Kirche Mariä Heimsuchung oder Lateinisch gezwitschert: Beatae Mariae Virginis. Sie wurde 1446 – 1500 erbaut im spätgotischen Stil, ist mitsamt dem Friedhof von einer Mauer umgeben und über ein Torhaus zugänglich. Der Altar ist neugotisch gestaltet, die Kanzel barock. Am wertvollsten ist wohl die spätgotische Pieta am linken Seitenaltar. Die Kuppelhaube auf dem Kirchturm kam erst 1610 nach einem Blitzschlag hinzu. Mehr zur Kirche gibt es in diesem Video.

 

Einmal die Straße überqueren und schon kommen wir am idyllischen Dorfbrunnen vorbei für eine kleine Pause und Abkühlung.

 

Außer der altehrwürdigen Kirche hat Lellenfeld noch zwei Kapellen, eine davon in unmittelbarer Nähe zur Kirche, die Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes, und eine weitere auf unserem Weg Richtung Norden.

Großlellenfelder Kirche Beatae Mariae Virginis - Mariä Heimsuchung
Großlellenfelder Kirche Beatae Mariae Virginis - Mariä Heimsuchung

Weiter geht es zur Freiwilligen Feuerwehr. Dort gedenkt man im Inneren des Gebäudes - leider nicht von außen zugänglich - mit einer Gedenktafel der Anna Golder, der alten Gölderin (nicht zu verwechseln mit Anna Göldi, deren Geschichte mit Roman und Film bekannt wurde). Traurigerweise teilte unsere Anna Golder dieses Schicksal, sie starb 1628 als verurteilte Hexe auf dem Scheiterhaufen.

Gleich gegenüber von der Freiwilligen Feuerwehr rühren übrigens zwei moderne Hexen fleißig in ihrem Kessel. In ihrem Hexentrunk landen allerdings nicht Spinnenbeine, Krötenschleim und Fledermausohren, sondern sonnengereiftes Streuobst, sorgfältig gereinigt und gemaischt, gebrannt zu feinstem Lellenfelder Obstbrand. Mit einer Brennereibesichtigung und einer Verkostung mit den Bränden und Likören und einer stärkenden Brotzeit beschließen wir unseren kleinen Ausflug nach Großlellenfeld.

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